Blobfisch, Psychrolutes marcidus
Steckbrief Blobfisch | |
Wissenschaftlicher Name: | Psychrolutes marcidus |
Gebräuchlicher Name: | Blobfisch, Glattkopf-Blobfisch, Sculpin, Klecksfisch |
Familie: | Psychrolutidae |
Herkunft: | Ozeanien |
Länge: | bis 38 cm |
Entdecker: | McCulloch, 1926 |
Ernährung: | Fleischfresser |
Lebensraum: | Tiefsee 600 bis 1200 m |
Inhaltsverzeichnis
Merkmale und Informationen
Blobfische, auch als Sculpin oder Fettkopf bezeichnet, sind Mitglieder der Familie der Psychrolutidae und gehören zur Gattung Psychrolutes die wiederum 15 Spezies umfasst. Diese Tiefseefischarten kommen im Atlantik, Pazifik und dem Indischen Ozean vor, wobei einige Arten wie der Psychrolutes marcidus nur in relativ kleinen Gebieten beheimatet sind.
Aussehen des Blobfisches
Der Blobfisch lebt in einer Tiefe des Ozeans, wo der Druck bis zu 120-mal stärker ist als über dem Meeresspiegel. Bei einer Wassertiefe von 1200 Metern herrscht ein Druck von 118,69 bar. Das entspricht einem Gewicht von 121 kg auf den Quadratzentimeter, die der Körper des Blobfischs unter Wasser aushalten muss.
Um unter diesem enormen Druck nicht zerquetscht zu werden hat sich sein Körper an die Anforderungen der Tiefsee angepasst. Der Blobfisch verfügt nur über wenige dicke Muskeln und starke Knochen. Der Hauptteil seines Körpers besteht aus einem gallertartigen Material, das in einem bauchigen Kopf endet. Anstelle von Schuppen ist der Körper mit einer lockeren schlaffen Haut überzogen.
Der hohe Druck in der Tiefsee sorgt dafür das der Körper wie eine Kaulquappe geformt wird. Hinter dem Kopf beginnt sich der Körper schnell zu verjüngen. Die Rückenflosse hat acht Stacheln und etwa 20 Weichstrahlen, während die Afterflosse keine Stacheln und 12 bis 14 Weichstrahlen hat. Wie viele andere Tiefseefische haben Blobfische keine Schwimmblase, die ihnen hilft, den Auftrieb zu kontrollieren, stattdessen hat ihr Körperfett eine geringere Dichte als Wasser, weshalb sie schwimmfähig sind.
Blobfisch-Arten
Zur Gattung der Psychrolutes gehören 15 Arten, wovon P. marcidus und P. phrictus die am weitesten erforschten Blobfische sind. Die Arten werden bereits seit 1861 von Forschern dokumentiert, aufgrund ihres Lebensraums in großen Tiefen gestaltet sich die Forschung schwierig, so dass nur wenige Informationen über die verschiedenen Arten zur Verfügung stehen.
Wissenschaftlicher Name | Forscher, Jahr |
Gültiger Name | Gebräuchlicher Name |
P. inermis | Vaillant, 1888 | Psychrolutes inermis | |
P. latus | Hutton, 1875 | Neophrynichthys latus | Dark toadfish |
P. macrocephalus | Gilchrist, 1904 | Psychrolutes macrocephalus | |
P. marcidus | McCulloch, 1926 | Psychrolutes marcidus | Smooth-head blobfish |
P. marmoratus | Gill, 1889 | Psychrolutes marmoratus | |
P. microporos | Nelson, 1995 | Psychrolutes microporos | |
P. occidentalis | Fricke, 1990 | Psychrolutes occidentalis | Western Australian sculpin |
P. paradoxus | Günther, 1861 | Psychrolutes paradoxus | Tadpole sculpin |
P. phrictus | Stein & Bond, 1978 | Psychrolutes phrictus | Blob sculpin |
P. pustulosa | Schmidt, 1937 | Gilbertidia pustulosa | |
P. pustulosus | Schmidt, 1937 | Gilbertidia pustulosa | |
P. sigalutes | Jordan & Starks, 1895 | Psychrolutes sigalutes | Soft sculpin |
P. sio | Nelson, 1980 | Psychrolutes sio | |
P. subspinosus | Jensen, 1902 | Psychrolutes subspinosus | |
P. zebra | Bean, 1890 | Psychrolutes paradoxus | Tadpole sculpin |
Blobfische sind weiß rosa oder hellgrau gefärbt. Glattkopf-Blobfische können bis zu 38 cm lang werden, während Blobfisch-Sculpins bis zu 70 cm lang werden können. Sculpins haben breite, flache Köpfe, große, weit auseinander liegende Augen und ein gebogenes Maul mit dicken Lippen.
Die Brustflossen der größeren Arten sind groß und fleischig. Wie viele Tiefseefische haben sie einfache Gräten und ein mit Wasser gefülltes Fleisch, das ihnen das Überleben in ihrem lebensfeindlichen Lebensraum ermöglicht.
Der hässlichste Fisch der Welt
Bei einer öffentlichen Abstimmung durchgeführt von der Internet Plattform Ugly Animal Preservation Society wurde der Blobfisch im Jahr 2013 zum hässlichsten Tier der Welt gekürt, was ihm eine hohe mediale Aufmerksamkeit verschaffte, und dazu führte das Plüschtiere, Lieder und TV-Charaktere nach seinem Aussehen oberhalb der Wasseroberfläche erschaffen wurden. Während Blobfische in ihrem natürlichen Habitat wie ein Fisch aussehen führt der Druckverlust an der Wasseroberfläche zu einer verzogenen hässlichen komisch aussehenden Fratze, die an ein älteres verflüssigtes menschliches Gesicht erinnert.
Bedrohte Art
Die Bestände von Psychrolutes marcidus sind bedroht da die Art durch die Tiefsee-Fischerei dezimiert wird. Um die Aufmerksamkeit möglichst vieler Menschen auf das Aussterben von Blobfischen und anderen hässlich aussehenden Tieren zu lenken, startete der Biologe und TV-Moderator Simon Watt die Kampagne der hässlichsten Tiere der Welt. Hässliche Tiere werden weniger erforscht und ihre Lebensräume sind in der Regel ungeschützt. Die Erhaltung der Diversität aller Lebensarten ist wichtig und dazu gehören auch die weniger schön aussehenden Arten.
Verbreitung und Lebensraum vom Blobfisch
Das Verbreitungsgebiet von Psychrolutes marcidus beschränkt sich auf die tiefen Gewässer vor Australien, östlich von Woolgoolga, New South Wales, bis vor Beachport und der Küste vor Tasmanien.
Größere Population anderer Blobfisch-Arten wurden in Kalifornien vor der Küste am Gorda Escarpment und Alaska gefunden. Die übrigen Arten verteilen sich in dunklen, kalten Lebensräumen tief am Boden des Atlantiks, des Indischen und Pazifischen Ozeans. Die Wassertemperatur beträgt durchschnittlich 4 °C. Aufgrund seines langsamen Stoffwechselprozesses geht man davon aus das der Blobfisch eine Lebenserwartung zwischen 100 und 130 Jahren hat.
Ernährung Blobfisch
Der Blobfisch Psychrolutes marcidus ist ein Fleischfresser der sich von wirbellosen Tieren wie Seekrabben, Seeigel, Muscheln, Schwämmen, Würmer und anderen Weichtieren ernährt. Um seine Beute zu erwischen, lauert er bewegungslos auf dem Meeresboden und schnappt nach allem, was ihm vor das Maul gelangt. Mit dieser Jagdstrategie seine Beute aus dem Hinterhalt anzugreifen, spart der Blobfisch, der kein besonders guter Schwimmer ist, viel von seiner kostbaren Energie, die er in den Tiefen des Ozeans benötigt, um zu überleben.
Vermehrung von Blobfischen
Die Vermehrung von Blob-Fischen ist noch nicht ausreichend erforscht, jedoch glauben die Wissenschaftler das sich die Fische innerhalb einer Gruppe fortpflanzen, wo sie große Gelege mit bis zu 100.000 Eiern auf festen Oberflächen ablegen. Die hohe Anzahl an Eiern lässt schon darauf schließen, dass die Überlebungschancen der Eier und Jungfische sehr gering muss sein. Ein Elternteil bleibt in der Nähe des Nestes und kümmert sich um die Eier, während diese sich zu Jungfischen entwickeln.
Video von „Nautilus Live“ über Psychrolutes phrictus in seinem natürlichem Lebensraum der Tiefsee.
Die Entdecker des Blobfisches
Der Blobfisch wurde 2003 von einem Forscherteam an Bord der RV Tangaroa vor der Küste Neuseelands entdeckt. Während dieser Expedition fanden die Wissenschaftler über 100 neue Arten von Fischen und Wirbellosen, darunter auch den Blobfisch. Die Meeresökologin und Fotografin Kerryn Parkinson war die erste, die den Blobfisch sah und fotografierte. Sie war von seinem ungewöhnlichen Aussehen fasziniert und nannte ihn „Mr. Blobby“. Der Fischmanager des Australian Museum, Mark McGrouther, beschrieb den Blobfisch als „sehr weichen, sehr glitschigen Fisch, ungefähr so lang wie ein Comicbuch“.
Die Entdeckung und das wachsende Interesse an diesem ungewöhnlichen Fisch führten dazu, dass er 2013 bei einem Wettbewerb der Ugly Animal Preservation Society zum „hässlichsten Tier der Welt“ gekürt wurde. Dieser Wettbewerb brachte dem Blobfisch weltweite Aufmerksamkeit und trug dazu bei, das Bewusstsein für weniger bekannte Tiefseebewohner zu schärfen.
Unerforschte Tiefsee
Forscher schätzen das in den Ozeanien der Tiefsee, dem Leben unterhalb von 200 Metern, bis zu 80 % aller Lebensformen unserer Erde leben. Ab 600 Meter Tiefe herrscht völlige Dunkelheit, weshalb auch keine Pflanzen gedeihen können. Wissenschaftler schätzen das weniger als 1% aller Lebewesen bis dato entdeckt wurden. Das Wissen um die Tiefsee ist zwar sehr gering, bekannt ist jedoch das all unsere Ozeane krank sind und leiden. Aufgrund von Fischereipraktiken wie der Grundschleppnetzfischerei landen Blobfischarten wie der Psychrolutes marcidus immer wieder als Beifang von Fischernetzen. Natürliche Fressfeinde des Blobfisches sind nicht bekannt.
Verweise
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- Gomon, M.F. 2008. Family Platycephalidae. pp. 515-521 in Gomon, M.F., Bray, D.J. & Kuiter, R.H. (eds). Fishes of Australia’s Southern Coast. Sydney : Reed New Holland 928 pp. [524]
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- Nelson, J.S. 1999. Family Psychrolutidae. pp. 2427-2428 in Carpenter, K.E. & Niem, T.H. (eds). The Living Marine Resources of the Western Central Pacific. FAO Species Identification Guide for Fisheries Purposes. Rome : FAO Vol. 4 pp. 2069-2790. [2428]
- Paxton, J.R., Hoese, D.F., Allen, G.R. & Hanley, J.E. (eds) 1989. Zoological Catalogue of Australia. Pisces: Petromyzontidae to Carangidae. Canberra : Australian Government Publishing Service Vol. 7 665 pp. [478]
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Titelbild: Bray, D.J. 2021, Psychrolutes marcidus in Fishes of Australia, accessed 03 Jan 2023